In Hannover hat die Band geliefert. Gut, solide und Bonamassas Soli waren hervorragend.
Die Setlist fand ich ein wenig enttäuschend, auf der neuen und auf der vorletzten Scheibe sind einige herausragende Songs, aber von denen fanden sich keine im Liveset wieder, nur "Durchschnittsware", die allerdings durch seine Soli aufgewertet wurden.
In Saarbrücken überrolte die Kapelle den Saal wie ein Orkan. Nach "Evil Mama" zum eingrooven reagierte zu meinem Erstaunen das Saarland Publikum mit südländischer Begeisterung, Das übertrug sich auf die Bühne. Mit dem folgenden "Dust bowl" zerlegte Herr Bonamassa die Bühne mit einem furiosen Solo in ihre Einzelteile.
Frenetisch angefeuert feuerte die ,Band "Love ain´t a love song" hinterher um sich danach aus dem Gary Moore Fundus mit dem wunderschönen "Midnight Blues" zu bedienen. Mittlerweile schien der ganze Saal ausgerastet zu sein, Was ein Unterschied zu Hannover.
Besetzt war die Band gewohnt hochkarätig, das Fehlen von Anton Fig (dr) und Michael Rhodes (b) schienen die meisten gut zu verschmerzen. Ich zumindest liebe allerdings die filigrane Leichtigkeit eines Anton Fig, und hätte ihn gerne anstelle seines ebenfalls technisch starken Ersatzes gesehen.
Mit Josh Smith an der Rhytmusklampfe hat Mr. B sich wieder mal einen absoluten Hochkaräter an seine Seite gestellt und ihn auch ganz Gentleman als "den besten Gitarristen auf dieser Bühne" vorgestellt. Kongenialität mittlerweile seit Jahren vom rechten Bühnenrand. Rock´n´Roll Hall of fame - Mitglied und ehemaliges Mitglied der legendären Double Trouble Band von Stevie Ray Vaughn: Reese Wynan veredelte mit Hammond B3 und Leslie Cabinett wimmernd, jaulend, heulend und organisch warm den Bandsound.

Mit "The Heart that never waits", "I didn´t think she would do it" un "Just ´cos you can don´t mean you should" folgten die von mir bereits angesprochenen "schwächeren" Stücke, vom Royal Tea Album hätte ich stattdessen gern "Beyond the silence" gehört. Von "Time Clocks" dem neuen Album das bockstarke Titelstück. Mir ein wenig unverständlich, warum diese Perle von Stück im Live Programm fehlt, zumal er ja das Album betourt.
"Conversation with Alice" prügelt Southern Rock Atmo in die Menge und es bleibt ein Triumphzug.
Er haut in seiner Einzigartigkeit "Django" (nein, nicht der Vogel vonne Outside) in Hannover raus, in Saarbrücken geht er an der Stelle mit dem Tim Curry Cover "Sloe Gin" steil wie Drecksack. Bei "Lonely Boy" bekommt Josh Smith seinen verdienten Applaus nach seinem Solo, bei "Who killed John Henry" erhebt sich die Halle und an Bühnenrand wird es voll, bei der Killerversion die Bonamassa raushaut, und eine der beider tollen und hochattraktiven Husummerinnen, Jade McCray, schmettert auch noch ein Solo in die Menge (nur Saarbrücken)

Mittlerweile sind 100 Minuten rum, und die Band verlässt die Bühne, die Halle rast, die Leute brüllen sich die Seele aus dem Balg.
Joe kommt alleine zurück, kloppt ein sensationell dargebotenes Stück auf der Akustischen in die aufgeheizte Menge, lässt sich zwischendurch immer wieder mit einem manchmal provozierenden Blick und mit einem Grinsen, dass es sich angesicht der Publikumsrage nicht verkneifen kann, feiern.
"Mountain time" folgt nach humoriger Ansage. Es sei von einem erfolgreichen Songwriter geschrieben, der auch so Lied für ein Schiff gemacht habe, was dann mit Kate Winslett und Leo di Caprio verfilmt worden sei. "Sung by theese Canadian Chick"
Der finale Song ist die allerhöchste Kunst für Gitarrenaffine, grandios mit einem Hammergefühl und anschliessender Eskalation auf dem Griffbrett.
Mit Blues hat das alles nicht mehr viel zu tun, und wenn doch, dann hat Bonamassa eben jenigem neues Leben eingehaucht und extrem aufgefrischt. Ich habe ihn nun zum 9. mal gesehen. Saarbrücken war das Zweitbeste davon, sensationell, grandios, überragend.
Zwei Tage Musikorgie mit einem halben Hektoliter Bier im Wanst, völlig rampionierten Stimmbänder und 1200km mehr auf dem Tacho. Es war die beste Entscheidung, die Einladung vom Raubfisch anzunehmen, seinen verletzt ausgefallenen Kumpel zu vertreten. Danke Rochen, es war wunderbar!
Gruß
Morten